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WÖRTH A. MAIN, LKR. MILTENBERG. In der Weihnachtszeit des ausklingenden Jahres 1990 erschütterte der brutale Mord am 16-jährigen Klaus Berninger die Region um die Stadt Wörth am Main. Heute wird der Fall mit neuen Methoden und Erkenntnissen erneut aufgerollt.
Klaus wuchs in Wörth am Main als Sohn einer Bäckerfamilie auf. Mama, Papa, er und zwei Schwestern. Seine Ausbildung begann er in der elterlichen Backstube. Gut behütet, als zuverlässig bekannt, nicht streitsüchtig, keinen Bezug zur Betäubungsmittelszene, hatte er dementsprechend keine großen Feinde in seinem kleinen Heimatstädtchen. Sozial vernetzt mit Gleichaltrigen lebte er dort, und fügte sich in die Gesellschaft ein. Natürlich nicht ohne sein Herkules-Mofa, getreu dem Motto „Die paar Meter kann ich auch fahren“.
Am Tattag, dem 20.12.90 gegen 18 Uhr, war Klaus mit seinem Arbeitskollegen zum Billardspielen verabredet, in einem Pub in der Innenstadt, dem „Nachtfalter“. Klaus war an diesem Donnerstag schon bei der Öffnung des Pubs um 16 Uhr dort. Er unterhielt sich mit Bekannten, was man als 16-jähriger eben so macht. Sein Arbeitskollege erschien allerdings nicht zum Billardspiel, und Klaus verließ den „Nachtfalter“. So verlieren sich seine Spuren - er sollte, obwohl er vermisst gemeldet wurde, erst am Tag vor Weihnachten wieder auftauchen.
Am 23.12.90 wurde er nach drei Tagen schließlich aufgefunden - in der Nähe der Michaelshütte Richtung Schneesberg. Leblos, am Waldrand, getötet mit massiver Gewalteinwirkung.
„Verstorben nach scharfer Gewalteinwirkung gegen den Hals“ beschreibt der Spurenbericht, in sachlicher Sprache und erschütternder Detailfülle. Die Spurenlage vor Ort deutet darauf hin, dass Klaus dort, am Tatort, starb.
Durch wen oder warum ist bis heute unklar, und über drei Jahrzehnte haben natürlich nicht nur den Asservaten zugesetzt. Auch die Erinnerungen verblassen, Zeugen sterben, eine Bundesstraße wird am Tatort vorbei gebaut. Familie Berninger errichtet einen Gedenkstein am Tatort.
Die Erinnerung lässt die Familie nicht los. Auch die Ermittler legen den Fall nie komplett zu den Akten, beginnen 2010 nochmals nachzuforschen. Sie müssen die Ordner unvollendet wieder zurückstellen.
2022: Eine kostenfreie Hinweishotline wird eingerichtet: "+49 800 / 1011 611". Im Rahmen der AG Altfallermittlungen rollen die Ermittler den Vorgang ein hoffentlich letztes Mal auf, in der Hoffnung, den entscheidenden Hinweis zu finden, das fehlende Puzzlestück. Das entscheidende Detail, das eine Auskunftsperson weiß, die sich bislang nicht gemeldet hatte. Oder diese neue Aussage eines Zeugen, der nach all den Jahren vielleicht einen anderen Blick auf die Dinge hat, und jetzt helfen möchte. Licht ins Dunkel dieser grausamen Tat zu bringen, zu erhellen, durch wessen Hand - und vor allem warum - der Junge mit seinen 16 Jahren diesen viel zu frühen Tod sterben musste.
Nicht nur, um dem staatlichen Strafanspruch gerecht zu werden, sondern auch Klaus‘ Angehörigen zu helfen, dieses dunkle Kapitel abzuschließen, das sie seit fast 32 Jahren überschattet.