15.03.2023, Polizeipräsidium Niederbayern

 

NIEDERBAYERN. Polizeipräsident Manfred Jahn, Polizeivizepräsident Manfred Gigler und Leitender Kriminaldirektor Paul Mader haben am heutigen Mittwoch, 15.03.2023, die Kriminalstatistik 2022 für das Polizeipräsidium Niederbayern veröffentlicht. Mit der landesweit geringsten Kriminalitätsbelastung und gleichzeitig der höchsten Aufklärungsquote belegt das Polizeipräsidium Niederbayern im Jahr 2022 in den beiden zentralen Sicherheitskenngrößen jeweils den Spitzenplatz in Bayern.

Der für das Jahr 2022 erwartete und prognostizierte Anstieg der Gesamtkriminalität hat sich bestätigt. Maßgeblicher Grund hierfür dürfte im Wesentlichen die Aufhebung der gesellschaftlichen Einschränkungen im Zusammenhang mit dem Coronavirus sein. Die Anzahl aller registrierten Delikte in Niederbayern liegt im Berichtsjahr dennoch unter dem Niveau des Jahres 2019. Damit verzeichnet das Polizeipräsidium Niederbayern für 2022, abgesehen von den beiden zurückliegenden Pandemiejahren, das geringste Straftatenaufkommen der letzten 10 Jahre.

Das Deliktsaufkommen im Jahr 2022 bestätigt die langfristig rückläufige Tendenz der Kriminalitätsentwicklung im Regierungsbezirk Niederbayern.

„Die geringste Kriminalitätsbelastung und die höchste Aufklärungsquote im bayernweiten Vergleich belegen das hohe Sicherheitsniveau für die Bürgerinnen und Bürger unserer Heimatregion. Die Gefahr, Opfer einer Straftat zu werden, ist in Niederbayern am geringsten. Gleichzeitig ist hier das Entdeckungsrisiko für Täter am höchsten,“ bilanziert Polizeipräsident Manfred Jahn die Kriminalstatistik 2022.

Da die letzten beiden Jahre teilweise stark durch die Pandemie beeinflusst waren, wird das Jahr 2019 im vorliegenden Sicherheitsbericht in geeigneten Bereichen als Vergleichsmaßstab herangezogen.

 

Landesweit geringste Häufigkeitszahl – gleichzeitig höchste Aufklärungsquote

Im Jahr 2022 waren 42.308 Gesamtstraftaten zu verzeichnen. Dies sind 11,8% mehr als im Vorjahr. Im Vergleich zu 2019 aber um 1.221 Fälle weniger.

Die Häufigkeitszahl, die das Verhältnis der Straftaten zur Bevölkerung darstellt und somit ein maßgeblicher Gradmesser für die Sicherheit einer Region ist, ist mit einem Wert von 3.375 im Vergleich zu 2019 um 140 Punkte gesunken. Für das Jahr 2022 stellt sie im bayernweiten Vergleich (4.260) den niedrigsten Wert dar.

71,2% der erfassten Straftaten konnten 2022 geklärt werden. Dies stellt die höchste Aufklärungsquote im bayerischen Vergleich (64,4%) dar.

 

Gewalt-, Straßen- und Diebstahlskriminalität – Anstieg zum Vorjahr, rückläufige Tendenz im Langzeitvergleich

Im Bereich der Gewaltkriminalität wurden im Berichtsjahr 1.577 Taten registriert. Darunter fallen unter anderem Delikte wie gefährliche und schwere Körperverletzung, Raubdelikte, Totschlag und Mord. 87,6% davon konnten aufgeklärt werden. Die Aufklärungsquote bewegt sich damit weiterhin auf sehr hohem Niveau.

Im Jahr 2022 wurden im Bereich der Straßenkriminalität 6.367 Straftaten erfasst. Unter dem Begriff der Straßenkriminalität werden alle Delikte zusammengefasst, die ausschließlich oder überwiegend auf öffentlichen Straßen, Wegen oder Plätzen begangen werden. Die Aufklärungsarbeit in diesem Deliktsbereich gestaltet sich aufgrund oftmals fehlender konkreter Ermittlungsansätze oder mangels Zeugenhinweise in der Regel schwierig. Die Aufklärungsquote mit 26,1% stellt dennoch den höchsten Wert der letzten 10 Jahre dar.

Die Diebstahlskriminalität bildet den größten Anteil an der Gesamtkriminalität. Im Jahr 2022 wurden 9.773 Delikte zur Anzeige gebracht. Die Aufklärungsquote stellt mit 42% den höchsten Wert der letzten 10 Jahre dar.

Zusammengefasst ist in den Bereichen der Gewalt-, Straßen- und Diebstahlskriminalität für das Jahr 2022 jeweils eine Steigerung zum Vorjahr festzustellen. Vergleicht man aber das Fallaufkommen der Deliktsbereiche mit dem Jahr 2019 sowie auch den Durchschnittswerten der letzten 10 Jahre ist ein Rückgang der Kriminalitätsbelastung festzustellen. Besonders stark spiegelt sich diese rückläufige Tendenz im Bereich der Diebstahlskriminalität wider.

 

Wohnungseinbrüche – Niedrigster Wert der letzten 10 Jahre

Bei den Fallzahlen im Bereich der Wohnungseinbrüche konnte der schon im Jahr 2021 gesunkene Wert nochmals unterschritten werden, obwohl die Taten bayernweit um 22,5% anstiegen. Mit 203 Fällen niederbayernweit wurde der niedrigste Wert der letzten 10 Jahre erreicht. Auch die Aufklärungsquote konnte erneut gesteigert werden (28,6%). Bei knapp der Hälfte der Einbrüche handelt es sich zudem um Versuchstaten. Die deliktsbezogene Häufigkeitszahl in Niederbayern im Jahr 2022 liegt ebenfalls unter dem bayernweiten Durchschnitt.

„Seit vielen Jahren treten wir dem Wohnungseinbruch mit verschiedenen Maßnahmen entgegen. Dennoch stellt jeder einzelne Wohnungseinbruch eine erhebliche Verletzung der Privatsphäre dar. Daher bleibt die konsequente Bekämpfung dieser Delikte weiterhin ein Schwerpunkt unserer Arbeit,“ so Polizeipräsident Manfred Jahn.

 

Rückgang der Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung

Nach fünf Jahren kontinuierlich steigender Fallzahlen im Bereich der Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung sanken diese im Berichtsjahr von 1.213 auf insgesamt 1.141 Delikte. Die Aufklärungsquote bewegt sich mit 92% weiterhin auf sehr hohem Niveau.

Ursächlich für die Steigerung in den zurückliegenden Jahren war hauptsächlich das Phänomen des Verbreitens pornografischer Schriften. Auch wenn sich diese Taten nach wie vor auf hohem Niveau bewegen, ist erstmals ein Rückgang um 122 Vorgänge auf 545 Fälle festzustellen (2021: 667 Fälle).

Das intensive Monitoring im Internet führt zur Erhöhung des Entdeckungsrisikos und zur Aufhellung des Dunkelfeldes. Durch das Polizeipräsidium Niederbayern wurden bei den Fachkommissariaten der Kriminalpolizeidienststellen eigene Arbeitsbereiche installiert, um die erforderlichen Interventionskompetenzen zu bündeln.

 

Deutlicher Anstieg im Bereich Callcenterbetrug, insbesondere mittels Nutzung Messengerdienste

Die Zahl der zur Anzeige gebrachten Delikte im Phänomenbereich Callcenterbetrug bzw. Enkeltrick-/Schockbetrug stieg im Jahr 2022 um 67,3% und damit deutlich an. Dies ist im Wesentlichen dem Phänomenbereich „Kontaktaufnahme per Messenger“ zuzurechnen. Die Täter verschicken dabei eine Nachricht und geben darin an, dass ein vermeintlich enger Verwandter aufgrund eines Defektes ein neues Handy bzw. eine neue Telefonnummer benutzen muss. Sie bitten den Geschädigten eine dringende „Überweisung“ vorzunehmen. Zu einer entsprechenden Rückzahlung kommt es aber nicht mehr. Das Schadensvolumen in diesem Deliktsfeld steigt seit Jahren kontinuierlich an. Für das Jahr 2022 musste im Zuständigkeitsbereich des Polizeipräsidiums Niederbayern ein Vermögensschaden von über zwei Millionen Euro beziffert werden.

 

Steigerung der Menge an sichergestelltem Rauschgift, insbesondere durch die Schleierfahnder

Das Fallaufkommen im Bereich der Rauschgiftkriminalität sank im Vergleich zum Vorjahr um 2,4% auf 4.030 Fälle. Dennoch stellten die niederbayerischen Dienststellen, insbesondere die Fahndungseinheiten im Rahmen der Schleierfahndung, mehr Rauschgift als noch im Vorjahr sicher. Ein Anstieg ist vor allem im Bereich der Cannabisprodukte, bei Heroin, Kokain und Ecstasy festzustellen.

Bei der Rauschgiftkriminalität handelt es sich fast ausschließlich um sogenannte Kontrolldelikte, also Delikte, die zumeist durch behördliche Bemühungen erst aufgedeckt werden und einen Zusammenhang zwischen statistischem Fallaufkommen und erfolgreichen Kontrollen der Polizei zum Ausdruck bringen.

„Da es sich bei der Rauschgiftkriminalität um Kontrolldelikte handelt, belegen die gestiegenen Sicherstellungsmengen vor allem im Bereich der grenzüberschreitenden Kriminalität die hervorragende Arbeit unserer Fahnderinnen und Fahnder. Der Anstieg zeigt aber auch deutlich die absolute Notwendigkeit der Schleierfahndung auf, weshalb dieses Erfolgsmodell fester Bestandteil der polizeilichen Fahndungsarbeit ist und bleibt,“ so Polizeipräsident Manfred Jahn.

 

Erwarteter Anstieg des Veranstaltungs- und Versammlungsgeschehens

Im Jahr 2022 prägten wieder zahlreiche Großveranstaltungen, wie Volksfeste, Messen und Sportveranstaltungen, das polizeiliche Einsatzgeschehen. In der Gesamtbetrachtung lag die Einsatzbelastung auf dem Stand vor der Pandemie. Nach wie vor fanden in verschiedenen niederbayerischen Orten zahlreiche sogenannte „Corona-Spaziergänge“ statt, weshalb insbesondere bei Versammlungen ein deutlicher Anstieg des Einsatzgeschehens zu verzeichnen war.

Insgesamt stieg die Anzahl der polizeilichen Einsätze im Schutzbereich des Polizeipräsidiums Niederbayern wieder an (165.231 Einsätze). Bei der Einsatzzentrale des Polizeipräsidiums Niederbayern gingen im vergangenen Jahr 106.793 Notrufe ein.

 

Sicherheit – elementarer Baustein für unser Zusammenleben

„Neben der objektiven Sicherheitslage kommt dem Sicherheitsgefühl der Bevölkerung eine elementare Bedeutung für das Wohlbefinden und die Zufriedenheit der Bürgerinnen und Bürger in Niederbayern zu. Aus diesem Grund haben wir es uns zum Ziel gesetzt, auch zukünftig durch Präsenz und Bürgernähe als kompetenter und verlässlicher Ansprechpartner zur Verfügung zu stehen,“ so Polizeipräsident Manfred Jahn.

 

Der Sicherheitsbericht des Polizeipräsidiums Niederbayern für das Jahr 2022 beinhaltet auch die Kriminalitätslage der jeweiligen Regionen im Regierungsbezirk. Auf der Homepage der Polizei Niederbayern (Die Bayerische Polizei - Sicherheitsbericht des Polizeipräsidium Niederbayern) unter der Rubrik „Kriminalität – Statistik – Statistiken aus Ihrer Region“ kann der Sicherheitsbericht als PDF-Datei heruntergeladen werden. 


Medienkontakt: Polizeipräsidium Niederbayern, PKin Hiller, Tel. 09421/868-1013
Veröffentlicht: 15.03.2023, 13.25 Uhr