Vorstellung der Polizeilichen Kriminalstatistik 2024 des Polizeipräsidiums Mittelfranken

MITTELFRANKEN. (301) „Wir freuen uns außerordentlich, konstatieren zu können, dass es sich - trotz einer Vielzahl von auch lokal wahrnehmbaren Krisen im In- und Ausland - in Mittelfranken sicher leben lässt“ erklärte Polizeipräsident Adolf Blöchl bei der Vorstellung der Polizeilichen Kriminalstatistik 2024 am Montag (24.03.2025). Kriminaldirektor Heinz Hanisch (stellvertretender Leiter des Sachgebiets E 3 – Kriminalitätsbekämpfung) ergänzte die Einschätzung mit dem Hinweis auf einen „beeindruckenden“ Rückgang der Straftaten (inklusive ausländerrechtlicher Verstöße) von 8 Prozent, welcher „den stärksten Rückgang in ganz Bayern darstellt.“
Das Polizeipräsidium Mittelfranken verzeichnete im vergangenen Jahr 75.898 Straftaten (inklusive ausländerrechtlicher Verstöße: 79.736). Dies entspricht einem Rückgang von 8,0 Prozent im Vergleich zum Vorjahreswert und beschreibt somit insgesamt 6.625 Straftaten weniger als im Jahr 2023. Inklusive ausländerrechtlicher Verstöße wird ein Rückgang von 8,7 Prozent, also 7.606 Straftaten weniger, verzeichnet. Dies stellt, mit Ausnahme der Pandemiejahre 2020 und 2021, den niedrigsten Wert der vergangenen 20 Jahre dar (2005: 104.280). Fortan wird stets - ohne weitere Nennung – auf die Anzahl exklusive ausländerrechtlicher Verstöße Bezug genommen.
Auch die Entwicklung der Häufigkeitszahl, welche das Verhältnis der erfassten Straftaten in Relation zur Bevölkerungszahl eines bestimmten geografischen Gebiets beschreibt, verzeichnet mit einem Rückgang von 8,4 Prozent eine beachtliche Verbesserung. Demnach sank der Wert im Zuständigkeitsbereich des Polizeipräsidiums Mittelfranken im Jahr 2024 auf 4.184 erfasste Straftaten pro 100.000 Einwohner (Vorjahr: 4.570).
Erstmals seit 20 Jahren in Folge muss die Stadt Fürth den Titel „sicherste Großstadt mit mehr als 100.000 Einwohnern in Bayern“ abgeben (Häufigkeitszahl 2024: 4.624). Mit einer Häufigkeitszahl von 4.489 schob sich die Stadt Erlangen an die Spitze der sichersten Großstädte in Bayern und verdrängte die Stadt Fürth auf Rang zwei.
Die leichte Absenkung der Aufklärungsquote um 1,7 Prozentpunkte auf 66,1 Prozent (2023: 67,8 Prozent), welche allerdings weiterhin über dem bayerischen Durchschnittswert von 64,9 Prozent liegt, ist im Wesentlichen auf den durch die Teillegalisierung von Cannabis beruhenden Rückgang der erfassten Rauschgiftdelikte zurückzuführen. Dies bedeutet jedoch auch, dass rund zwei von drei begangenen Straftaten durch die mittelfränkische Polizei geklärt werden konnten.
Die Senkung der Gesamtzahlen wirkte sich direkt proportional in einer Reduzierung der Zahl der Tatverdächtigen aus. Hier ist ein Rückgang um 8,8 Prozent festzustellen, was die Ermittlung von insgesamt 36.060 Tatverdächtigen bedeutet (2023: 39.531). Gut 75 Prozent der Tatverdächtigen stellen erwachsene Männer dar. Der Anteil der deutschen Tatverdächtigen reduzierte sich um 10,5 Prozent auf 20.715. Die Anzahl der nichtdeutschen Tatverdächtigen betrug insgesamt 15.363 (Vorjahr: 16.390), was eine Senkung um 6,3 Prozent darstellt. Dies bedeutet jedoch auch, dass der prozentuale Anteil der nichtdeutschen Tatverdächtigen (aktueller Bevölkerungsanteil: 17,2 %) an der Gesamtkriminalität mit 42,6 Prozent erneut anstieg und sich auf dem höchsten Wert der letzten zehn Jahre befindet. Genauer betrachtet, war bei den in Deutschland wohnhaften Nichtdeutschen ein Anstieg der Tatverdächtigen von 11.883 (2023) auf 11.928 zu verzeichnen. Die Zahl der tatverdächtigen „Zuwanderer“ sank hingegen von 5.195 (2023) auf 4.116, also um 20,8 Prozentpunkte.
Polizeipräsident Blöchl zeigte sich über diese Entwicklung bei den Zuwanderern erfreut, da gerade diese Gruppe im Jahr 2023 mit einem Anstieg von 26,6 Prozent deutlich überrepräsentiert war. Die Anzahl der durch Zuwanderer begangenen Straftaten verringerte sich um 22,3 Prozent auf insgesamt 5.995 registrierte Straftaten. Die stärksten Rückgänge konnten gerade hier im Bereich der Rohheitsdelikte (- 23,6 %) und der sonstigen Straftaten (-26,1%) verzeichnet werden. Die Diebstahlsdelikte reduzierten sich um 17,5 Prozent.
Auch der Anteil der Kinder- und Jugenddelinquenz verringerte sich erfreulicherweise markant um 12,4 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.
Im Bereich der Gesamtkriminalität zeigten sich ebenfalls erfreuliche Entwicklungen. So sanken die erfassten Zahlen gerade in Deliktsbereichen, welche das subjektive Sicherheitsgefühl der Bürgerinnen und Bürger maßgeblich prägen. Die Gewaltdelikte im öffentlichen Raum verringerten sich um 8,4 Prozent auf 8.253 Fälle. Gerade die Körperverletzungsdelikte (-10,7 %) und Straftaten der gefährlichen und/oder schweren Körperverletzung (-10,3 %) gingen deutlich spürbar zurück. Gleichzeitig nahmen jedoch Raubdelikte im öffentlichen Raum um 9,8 Prozent zu. Zudem sanken die Sexualdelikte im öffentlichen Raum um 3,7 Prozent, überwiegend im Bereich der sexuellen Belästigung, wobei eine Zunahme von Vergewaltigungsdelikten von 48 Fällen im Jahr 2023 zu 66 Fällen im Jahr 2024 festzustellen war.
Aufgrund der Brisanz des Themas „Delikte unter Verwendung eines Messers“ wurden umfangreiche qualitätssichernde Ma߬nahmen in den polizeilichen Datensys¬temen durchgeführt, um zukünftig hin¬sichtlich dieses Phänomens valide Zahlen zur Verfügung stellen zu können. Dies ist im aktuellen Bericht nun erstmalig möglich. Demnach ereigneten sich in Mittelfranken 298 erfasste Delikte, bei welchen 247 Tatverdächtige ermittelt werden konnten. Somit zeigt sich in diesem Bereich eine Aufklärungsquote von 92,3 Prozent. Bei einem Großteil der Tatverdächtigen (56,7 Prozent) handelte es sich um Nichtdeutsche (hiervon stammen 19,4 % aus der Gruppe der Zuwanderer). Knapp die Hälfte der Delikte (48,0 %) ereignete sich im öffentlichen Raum.
Auch konnte ein Rückgang der Diebstahlsdelikte um insgesamt 2,2 Prozent (Ladendiebstahl: - 7,3%, Besonders schwerer Fall des Fahrraddiebstahls: -8,9 Prozent) verzeichnet werden. Im Deliktsfeld des Callcenterbetrugs war eine Steigerung von 40,1 Prozent bei den betrügerischen Telefonanrufen mit einem gleichzeitigen Rückgang von 78,2 Prozent von Betrugsdelikten über Messengerdienste zu verzeichnen. Der entstandene Entwendungsschaden bleibt mit gut 5,5 Millionen Euro weiter auf einem hohen Niveau.
Die Teillegalisierung von Cannabis zum 01.04.2024 führte zu einem starken Rückgang der erfassten Rauschgiftdelikte um 45,4 Prozent auf 3.949 (Vorjahr: 7.235) erfasste Straftaten. Jedoch lässt die immens hohe Anzahl von Cannabisverstößen im ersten Quartal 2024 (820 Fälle und 181 Handelsdelikte) auf eine große Verfügbarkeit von Cannabisprodukten schließen, welche in der Folge schwer durch Eigenanbau oder den Bezug aus Anbauvereinigungen zu erklären ist. Somit ist davon auszugehen, dass ein Großteil der Cannabisprodukte weiterhin auf dem Schwarzmarkt illegal vertrieben wird, welcher aufgrund der bestehenden Rechtslage im Zusammenhang mit den Bestimmungen des KCanG schwer aufzuhellen ist. Ein valider Vergleich der Deliktszahlen des BtmG und des KCanG ist erst in den Folgejahren möglich.
Trotz sinkender Zahlen der Gesamtstraftaten waren die Einsatzkräfte des Polizeipräsidiums Mittelfranken weiterhin mit einer steigenden Anzahl von Veranstaltungen konfrontiert. So fanden im Jahr 2024 insgesamt 1.715 politische Versammlungen (Vorjahr: 1.626) und 1.753 sonstige polizeilich betreute Veranstaltungen (z.B. Fußballspiele, Kirchweihen, Festivals / Vorjahr: 1482) statt. Hierbei leisteten die Einsatzkräfte ein beachtliches Einsatzpensum zusätzlich zu den 299.598 Einsätzen, welche im täglichen Dienst bewältigt werden mussten (+2,83 Prozent zum Vorjahreswert). Dies stellt erneut einen Rekordwert der geleisteten Einsatzzahlen dar. Zeitgleich nahmen die Disponenten der Einsatzzentrale des Polizeipräsidiums Mittelfranken insgesamt 244.854 Notrufe entgegen. Polizeipräsident Adolf Blöchl bedankte sich in diesem Rahmen bei den Einsatzkräften für die hochprofessionelle Arbeit, welche mit höchster Motivation und unter teils gefährlichen Umständen geleistet wurde.
Mit Blick auf die positiven Zahlen resümierte Polizeipräsident Adolf Blöchl: „Der markante, ausgeprägte Rückgang der Straftaten in Mittelfranken 2024 ist für uns Ansporn und Motivation weiterhin ein Höchstmaß an Sicherheit zu schaffen. Gerade die Reduzierung der Gewaltdelikte im öffentlichen Raum bestätigt die intensive Arbeit der mittelfränkischen Polizei in erkannten Schwerpunktgebieten. Sicherheit ist ein elementares menschliches Bedürfnis und entscheidend für unser Wohlbefinden. Daher be¬trachten wir es als unsere primäre Pflicht, auch im Jahr 2025 unsere größte Aufmerksamkeit auf diesen Be¬reich zu richten, erforderlichenfalls neue Wege einzu¬schlagen und gemeinsam mit unseren Sicherheitspart¬nern die gebotenen Maßnahmen zu treffen, um das Sicherheitsniveau in Mittelfranken zu erhalten und wo möglich zu verbessern.“
Der Sicherheitsbericht steht unter folgendem Link zum Download zur Verfügung:
https://www.polizei.bayern.de/kriminalitaet/statistik/003105/index.html
Erstellt durch: Michael Petzold