17.01.2024, Polizeipräsidium Unterfranken

LKR. MAIN-SPESSART. Unter Federführung der Kripo Würzburg haben Einsatzkräfte der Polizei in den frühen Mittwochmorgenstunden insgesamt fünf Wohnungen im Landkreis Main-Spessart durchsucht. Aufgrund intensiver und umfangreicher Ermittlungen einer bereits am Neujahrstag eigens eingerichteten Ermittlungskommission (EKO) der Kripo Würzburg und der Polizeiinspektion Marktheidenfeld waren auf Antrag der Staatsanwaltschaft Würzburg richterliche Durchsuchungsbeschlüsse gegen sechs Beschuldigte erlassen worden. Diese stehen u.a. im dringenden Verdacht des schweren Landfriedensbruchs, sowie des tätlichen Angriffs auf Polizeibeamte.

Ausgangspunkt: Verhaftung eines 19-Jährigen

Wie bereits berichtet, hatten Beamte der Marktheidenfelder Polizei am Samstagabend (30.12.2023) einen Haftbefehl des Amtsgerichts Gemünden gegen einen 19-jährigen Heranwachsenden vollstreckt. Gesucht wurde der amtsbekannte Ortsansässige, nachdem er eine einjährige Haftstrafe, u.a. nach einer Verurteilung wegen gefährlicher Körperverletzung, freiwillig nicht angetreten hatte. Im Zuge der Festnahme in der Bronnbacher Straße in Marktheidenfeld hatte sich eine Gruppe von rund zehn Jugendlichen mit dem 19-Jährigen solidarisiert. Unmutsbekundungen, Videoaufzeichnungen und eine Beleidigung zum Nachteil der eingesetzten Polizeibeamten waren die Folge. Zu Gewalttätigkeiten gegenüber den Einsatzkräften war es nicht gekommen, jedoch wurden Feuerwerkskörper in den Hof des Polizeidienstgebäudes geworfen. Der 19-Jährige wurde letztlich in eine Justizvollzugsanstalt eingeliefert.

Silvesternacht: Notsituation vorgetäuscht und Polizei mit Böllern angegriffen – 17-Jähriger in Gewahrsam

Unmittelbar nach dem Jahreswechsel war es erneut zu Straftaten durch Jugendliche und Heranwachsende gekommen. So waren kurz nach Mitternacht zunächst erneut Feuerwerkskörper in den Hof der Polizei geworfen worden. Glücklicherweise entstand dabei weder Personen-, noch Sachschaden. Gegen 00:40 Uhr war der Polizei über Notruf eine tätliche Auseinandersetzung unter Beteiligung mehrerer Personen im Bereich der Bronnbacher Straße mitgeteilt worden. Den Ermittlungen der EKO „Lohgraben“ zufolge handelte es sich dabei um eine vorgetäuschte Notsituation mit anschließendem fingierten Notruf. Die uniformierte Streife war nach ihrer Ankunft gezielt mit Feuerwerkskörpern beworfen und beschossen worden. Bei der anschließenden Gewahrsamnahme eines Tatverdächtigen verletzte der 17-Jährige zwei Polizeibeamte leicht. Seitens der Einsatzkräfte war Pfefferspray zum Einsatz gekommen.

Neujahrstag: Ermittlungskommission eingerichtet - intensive polizeiliche Ermittlungen – erste Tatverdächtige identifiziert

Noch am Neujahrstag übernahm die Kripo Würzburg in enger Abstimmung mit der Staatsanwaltschaft Würzburg die weiteren Ermittlungen. Hierzu wurde unter Beteiligung der Polizeiinspektion Marktheidenfeld eigens die Ermittlungskommission „EKO Lohgraben“ eingerichtet. In der Folgezeit befragten die Ermittler Zeugen und sichteten bereits vorhandenes Videomaterial aus der Silvesternacht. Es gelang ihnen dadurch rasch, sechs Beteiligte, darunter die Haupttatverdächtigen im Alter von 14, 16, dreimal 17 Jahren sowie einen 13-Jährigen zu identifizieren. Die Ermittlungskommission geht mit Nachdruck auch Hinweisen nach, denen zufolge öffentlich durch mehrere andere Personen antisemitische Äußerungen in der Silvesternacht getätigt worden sein sollen. Bis dato gelang es, in diesem Zusammenhang einen ortsansässigen Tatverdächtigen im Alter von 41-Jährigen zu identifizieren. Die weiteren Ermittlungen dauern an.

17.01.2024: Polizei durchsucht fünf Wohnungen – Beweismittel sichergestellt

Auf Antrag der Staatsanwaltschaft Würzburg erließ der Ermittlungsrichter am Amtsgericht Würzburg für die fünf Wohnungen der Beschuldigten, die auf den Landkreis Main-Spessart verteilt liegen, Dursuchungsbeschlüsse. Mit Unterstützung von Beamten der Bereitschaftspolizei und einem Diensthundeführer wurden die Beschlüsse in den frühen Mittwochmorgenstunden vollstreckt. Dabei fielen den Ermittlern umfangreiche Beweismittel, aber auch verbotene Gegenstände wie Einhandmesser, Teleskopschlagstöcke, Pyrotechnik, eine PTB-Waffe und geringe Mengen an Cannabis in die Hände.

Insbesondere die Auswertung der Beweismittel, v.a. der Speichermedien, wird in der Folge einiges an Zeit in Anspruch nehmen. Die Ermittler erhoffen sich von der Auswertung auch Erkenntnisse zur möglichen Aufklärung weiterer Straftaten. Dazu zählen insbesondere zahlreiche Sachbeschädigungen durch Graffiti-Schmierereien in den vergangenen Monaten an Privathäusern und öffentlichen Gebäuden und Einrichtungen im Stadtgebiet von Marktheidenfeld.Im Zuge der Durchsuchung mussten die Beamten auch unmittelbaren Zwang anwenden und Betroffene fesseln. Eine Person klagte daraufhin über gesundheitliche Beschwerden und wurde vom Rettungsdienst ambulant vor Ort versorgt.