Sicherheitsbericht Oberbayern Süd: Rückgang der Kriminalität und höhere Aufklärungsquote
SÜDLICHES OBERBAYERN. Polizeipräsident Frank Hellwig und Polizeivizepräsident Michael Siefener veröffentlichten am heutigen Montag, 24. März 2025, den Sicherheitsbericht 2024 für das südliche Oberbayern.

Polizeipräsident Frank Hellwig
Polizeipräsident Frank Hellwig:
„Die Sicherheitslage im südlichen Oberbayern war 2024 sehr gut. Wir gehören deutschlandweit zu den sichersten Regionen. Die Kriminalitätsbelastung ist im vergangenen Jahr sogar noch gesunken und lag deutlich unter dem schon hervorragenden bayernweiten Durchschnittswert. Gleichzeitig ist es uns gelungen, die ohnehin schon ausgezeichnete Aufklärungsquote weiter zu verbessern, also noch mehr Straftaten aufzuklären. Neben der unmittelbaren Kriminalitätsbekämpfung waren wir auch bei einer Vielzahl von Versammlungs- und Einsatzlagen gefordert, ebenso bei der Verkehrssicherheitsarbeit. Herzlichen Dank an unsere Kolleginnen und Kollegen für die großartige Arbeit und das tolle Engagement!“

Polizeivizepräsident Michael Siefener
Polizeivizepräsident Michael Siefener:
„Vor allem die sogenannten Schockanrufe hielten unsere Einsatzkräfte im Atem. Über organisierte Callcenter-Banden werden immer häufiger vor allem ältere Menschen unter Vorspiegelung falscher Tatsachen über das Telefon massiv unter Druck gesetzt und dazu bewegt, Kriminellen hohe Bargeldsummen und Wertgegenstände auszuhändigen. Das ist eine absolut perfide und verabscheuungswürdige Masche, die in unserem Bereich im vergangenen Jahr zu einer Schadenssumme von mehr als zwei Millionen Euro geführt hat. Finanzielle Existenzen können durch die skrupellosen Täter auf dem Spiel stehen. Wir haben deshalb unsere Fahndungsmaßnahmen erheblich intensiviert und auch schon einige Abholer und Hintermänner aus dem Verkehr ziehen können. Dennoch ist die Welle an Schockanrufen leider ungebrochen, weil wohl auch immer noch zu viele auf diese hochprofessionell aufgezogene Masche hereinfallen. Deshalb haben wir auch die Aufklärungsarbeit erheblich verstärkt, nicht nur in der breiten Bevölkerung, sondern beispielsweise auch bei Bankmitarbeitern. Unser eindringlicher Appell: Seien Sie bei Anrufen, Kurznachrichten, WhatsApp-Nachrichten oder Emails immer skeptisch, bei denen Sie Geld oder Wertgegenstände aushändigen sollen. Und ganz wichtig: Informieren Sie bitte möglichst schnell die Polizei, wenn Täter mit Ihnen Übergaben ausmachen wollen, am besten über die „110“! Je schneller wir die Fahndung aufnehmen können, desto größer die Chancen auf Festnahmen. Sensibilisieren Sie bitte auch Ihre Angehörigen!“

1 mit ausländerrechtlichen Verstößen 2024: 60.803 und 2023: 64.419 Straftaten
2Die HZ (Häufigkeitszahl) ist eine Messgröße, um die Kriminalitätsbelastung in best. Regionen festzulegen und damit mit der Belastung in anderen Regionen vergleichbar zu machen.
3 mit ausländerrechtlichen Verstößen: 75,5 %, Bayern 67,9 %

Am 1. April 2024 trat das Cannabisgesetz (CanG) in Kraft und bewirkt im Wesentlichen, Cannabis sowie den pflanzlichen Wirkstoff THC vollständig aus dem Betäubungsmittelgesetz zu entfernen und den Umgang, wie beispielsweise den Eigenanbau, in weiteren Gesetzen abschließend zu regeln. Dies hat zur Folge, dass der Umgang mit der Droge im erlaubten Bereich nicht mehr so wie vorher unter Strafe gestellt ist und so zu einem Rückgang von 1.751 Straftaten in der polizeilichen Kriminalstatistik führte.
Politisch motivierte Kriminalität
Im Bereich der politisch motivierten Kriminalität führten vor allem Beleidigungs- und Sachbeschädigungsdelikte im Zusammenhang mit der Bundestagswahl im Februar dieses Jahres zu einem Anstieg der Fallzahlen. Bei über der Hälfte aller registrierten Straftaten aus dem Bereich der politisch-motivierten Kriminalität rechts (54,1%) handelt es sich um sogenannte „Propagandadelikte“, wie z.B. das Verwenden von Kennzeichen verfassungswidriger und terroristischer Organisationen (§86a StGB). Ein großer Teil solcher Straftaten findet in Form von antisemitischer, rassistischer oder ausländerfeindlicher Hetze auch in den sozialen Medien statt. Diese Straftaten werden konsequent verfolgt und zur Anzeige gebracht.

Bei den Opfern geht es hier sehr oft und sehr schnell um deren finanzielle Existenz. Als besonders perfide und menschenverachtende Vorgehensweise zählen hier die sogenannten „Schockanrufe“, die in unregelmäßigen Abständen in regelrechten Wellen hereinbrechen. Gerade ältere Menschen werden unter Vorspiegelung falscher Tatsachen (z. B. Ihre Tochter hatte einen Verkehrsunfall, wodurch ein Mensch getötet wurde. Zahlen sie eine Kaution in Höhe von 30.000 Euro) über das Telefon von im Ausland befindlichen Call-Centern dazu genötigt, ihre Ersparnisse an vermeintliche Polizeibeamte auszuhändigen, welche dann die Kaution überbringen sollen, damit die vermeintlich festgenommene Tochter oder Sohn wieder auf freien Fuß kommt. Die Opfer werden so unter Druck gesetzt, dass es diesen nicht mehr gelingt sich diesem zu entziehen und in Folge oft all ihre Ersparnisse oder Wertgegenstände, teilweise im 6-stelligen Bereich, an die Täter übergeben. Die Gesamtschadenssumme durch Schockanrufe betrug im Jahr 2024 knapp 2.4 Millionen Euro und somit beinahe 1.3 Millionen Euro mehr als im Vorjahr. Im letzten Jahr konnten 16 Tatverdächtige vorläufig festgenommen und Ihrer strafrechtlichen Verantwortung zugeführt werden.
Bereits im Jahr 2024 intensivierten die kriminalpolizeilichen Fachberater noch einmal ihre Aufklärungen zum Thema Callcenter-Betrug. Hierzu fanden auch zahlreiche Ehrungen von Bankmitarbeitern zur Verhinderung von Trickbetrug statt. Bei über 1.700 Präventionsveranstaltungen wurden im Jahr 2024 über 41.000 Menschen persönlich erreicht und über gerade auch diese Gefahren sensibilisiert. Ein großer Erfolg der intensiven Präventionsmaßnahmen gelang uns im Bereich der „falschen Polizeibeamten“ mit einem Rückgang bei den vollendeten Fällen von mehr als 91 %. Sprechen auch Sie mit Ihren Angehörigen über die vielen Facetten dieser Betrugsdelikte.

Die Fahndungstreffer in den besonderen Deliktsfeldern der grenzüberschreitenden Kriminalität, insbesondere im Bereich Betäubungsmittel, Kfz-Kriminalität, Urkundsdelikte, waffenrechtliche und ausländerrechtliche Verstöße fielen von 5.102 auf 3.446 bzw. um 32,5 %. Ebenso sind bei den unerlaubten Einreisen und Schleuserfällen rückläufige Zahlen feststellbar. Trotz Rückgangs sind die Zahlen dennoch beträchtlich. Die Bayerische Grenzpolizei stellte 2024 im Schutzbereich des Polizeipräsidiums Oberbayern Süd 600 unerlaubte Einreisen (2023: 1.439) und 61 Schleuserfälle (2023: 200) fest. Darunter befanden sich 19 Großschleusungen, also Schleusungen mit 10 oder mehr geschleusten Personen.
Einsatzzentrale
Durch die Einsatzzentrale wurden im vergangenen Jahr 109.808 Notrufe entgegengenommen (2023: 120.524), dies bedeutet im Schnitt 300 Notrufe täglich (2023: 330). Insgesamt wurden im Jahr 2024 179.670 Einsätze generiert (2023: 183.809).
Einsatzbelastung durch Versammlungen und Veranstaltungen
Im Jahr 2024 registrierte das Polizeipräsidium Oberbayern Süd 975 öffentliche Versammlungen. Dies stellt eine Steigerung von +9 % gemeldeten Versammlungen gegenüber dem Jahr 2023 (902) dar. Darüber hinaus waren die Beamten bei 5.079 sonstigen Veranstaltungen eingebunden (2023: 4.653).
Gefahrenquelle Alpenraum - Einsatzbelastung Alpiner Einsatzzug
Der Alpine Einsatzzug des Polizeipräsidiums Oberbayern Süd ist in drei Alpine Einsatzgruppen (Rosenheim, Traunstein und Weilheim) gegliedert. Im Jahr 2024 wurden insgesamt 338 Einsätze durch diese Einsatzkräfte bewältigt (2023: 193). Dabei verloren 40 Personen ihr Leben im alpinen Bereich des Polizeipräsidiums Oberbayern Süd (2023: 37), 135 Personen wurden verletzt (2023: 80).

Hinweis: Die detaillierten regionalen Zahlen werden in den nächsten Wochen und Monaten in Form von Sicherheitsgesprächen bei der Stadt Rosenheim bzw. den Landratsämtern im Zuständigkeitsbereich des Polizeipräsidiums Oberbayern Süd bekannt gegeben.
Datengrundlage des Sicherheitsberichts ist in erster Linie die Polizeiliche Kriminalstatistik (PKS). In der PKS werden deutschlandweit alle polizeilichen Straftaten nach dem Strafgesetzbuch und dem Nebenstrafrecht, ohne Verkehrs- und Staatsschutzdelikte, erfasst. Die wesentlichen Aussagen für den Zuständigkeitsbereich des Polizeipräsidiums Oberbayern Süd werden in dieser Pressemitteilung zusammenfassend dargestellt.
Der polizeilich zu betreuende Schutzbereich des Polizeipräsidiums Oberbayern Süd beinhaltet eine Fläche von 9.180 Quadratkilometer, 438 Kilometer Grenzverlauf zu Österreich und mit der Zugspitze den höchsten Punkt Deutschlands. Dieser geografische Zuständigkeitsbereich gliedert sich in die kreisfreie Stadt Rosenheim sowie die neun Landkreise Altötting, Bad Tölz-Wolfratshausen, Berchtesgadener Land, Garmisch-Partenkirchen, Miesbach, Mühldorf am Inn, Rosenheim, Traunstein und Weilheim-Schongau. Das Polizeipräsidium Oberbayern Süd mit seinen Dienststellen ist hier für die Sicherheit von 1.318.634 Einwohnern (Stand: 06.03.2025) zuständig.
Ausführliche Informationen zu allen Phänomenbereichen und Deliktsfeldern sowie zu den Organisationseinheiten können dem Sicherheitsbericht 2024 des Polizeipräsidiums Oberbayern Süd entnommen werden. Diesen finden Sie unter folgendem Link:
Ansprechpartner
Polizeipräsidium
Oberbayern Süd
Pressestelle
Michael Spessa
Kaiserstr. 32
83022 Rosenheim
Tel: 08031 200-1012
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