20.02.2025, Polizeipräsidium Oberfranken

Oberfränkische Verkehrsunfallstatistik 2024

Verkehrsstatistik 2024 - Grafik
© Polizei Oberfranken

»Die aktuelle Verkehrsunfallstatistik zeigt erfreulicherweise einen Rückgang der Verkehrsunfälle in Oberfranken, allerdings nehmen wir mit großer Besorgnis zur Kenntnis, dass die Zahl der tödlichen Fahrradunfälle deutlich gestiegen ist. Eine der Ursachen war das Fehlen des Schutzhelmes. Ihr Kopf ist wichtiger, als jedes Handy. Und wenn Sie für dieses eine Hülle kaufen, dann doch bitte auch für Ihren Kopf einen Helm. Fahrradhelme retten Leben!«, sagt Polizeivizepräsident Ulrich Rothdauscher bei der Veröffentlichung der Verkehrsunfallstatistik für das Jahr 2024.

Im vergangenen Jahr konnte auf den Straßen in Oberfranken in vielen Bereichen ein rückläufiger Trend verzeichnet werden. So sank nicht nur die Anzahl der Verkehrsunfälle um 3,3 Prozent auf 30.130, sondern auch die Zahl der Verletzten. Besonders positiv fällt hierbei ein Minus von elf Prozent bei den schwer verletzten Personen auf.

Polizeivizepräsident Ulrich Rothdauscher im Interview
© Polizei Oberfranken

»Hier liegen wir mit 779 Schwerverletzten bei dem niedrigsten Wert seit Jahrzehnten«, erläutert Rothdauscher. »Trotzdem ist jeder Verletzte einer zu viel. Wir werden in unseren Bemühungen, den Straßenverkehr sicherer zu machen, nicht nachlassen. Hier ist aber nicht nur die Polizei gefragt - jeder und jede Einzelne ist zur Vorsicht und Rücksicht im Straßenverkehr aufgerufen«, fügt Rothdauscher hinzu.

Negativ hervorzuheben ist allerdings der Anstieg der tödlichen Verkehrsunfälle, vor allem unter Fahrrad- und Pedelecfahrern.


Diese machen etwa ein Drittel der 40 Verkehrstoten aus. Zehn der 13 getöteten Radfahrenden waren im Alter zwischen 60 und 91 Jahren. 

»Dies veranlasst uns, im Jahr 2025 unsere präventiven aber auch repressiven Maßnahmen zu intensivieren. Das Ziel ist, Gefahrenbewusstsein sowohl bei den Radfahrern als auch bei allen anderen Verkehrsteilnehmern gegenüber den Radfahrern zu schaffen, damit noch weniger Menschen zu Schaden kommen«, sagt der Sachbereichsleiter Verkehr, Polizeioberrat Rainer Tröger.

Verkehrsunfälle allgemein

Für das Kalenderjahr 2024 registrierte die Polizei auf den oberfränkischen Straßen insgesamt 30.130 Verkehrsunfälle. Im Vergleich zum Vorjahr entspricht dies einem Rückgang um rund 3,3 Prozent (2023: 31.143). 40 Personen starben an den Folgen eines Unfalls im Straßenverkehr, was einem Anstieg von 25 Prozent entspricht (2023: 32). 

Die Anzahl der Verkehrsunfälle mit verletzten Personen sank um rund 4,2 Prozent auf 3.549 (2023: 3.703). Insgesamt kamen im vergangenen Jahr 4.502 Personen zu Schaden (2023: 4.727), wobei 779 Personen schwere Verletzungen erlitten (2023: 875). Das entspricht einem Minus von rund 11 Prozent.

Tödliche Verkehrsunfälle

Bei der Zahl der Verkehrstoten ist ein bedauerlicher Anstieg um 25 Prozent zu verzeichnen. Waren es im Vorjahr noch 32 Verkehrstote, stieg die Zahl im Jahr 2024 auf 40 Verkehrstote bei 39 Verkehrsunfällen. Im langjährigen Vergleich sind die meisten getöteten Menschen auf Landstraßen zu verzeichnen, obwohl sich die Mehrzahl an Verkehrsunfällen innerorts ereignet.

Unfallursachen

Nicht an die gegebenen Umstände angepasste Geschwindigkeit, Unachtsamkeit, der tote Winkel bei Lkw und das fehlende Tragen eines Schutzhelmes begünstigten oder führten zu einem Unfallverlauf mit tödlichem Ausgang.

Bei allen Unfallursachen nimmt der Faktor „Aufmerksamkeit“ einen ganz hohen Stellenwert ein. Egal ob beim Sicherheitsabstand, Abbiegen oder bei falscher Straßenbenutzung (Falschfahrer, Verstoß gegen Rechtsfahrgebot, verbotswidrige Benutzung von Geh- oder Radweg) Fehler beim Überholen oder auch Geschwindigkeit könnten bei entsprechender Aufmerksamkeit viele Unfälle vermieden werden. Insbesondere die Ablenkung durch Smartphone, Navigations- oder Entertainmentsysteme lassen einfache Fahraufgaben, wie das Spurhalten auf der Fahrbahn oder das Erkennen und richtige Reagieren beim Auftreten von Hindernissen, können nicht so sicher bewältigen, wie es das Verkehrsgeschehen erfordert.

Geschwindigkeitsunfälle

Insgesamt ereigneten sich 1.374 Geschwindigkeitsunfälle auf Oberfrankens Straßen. Im Vergleich zum Vorjahr sank die Anzahl um rund 19,4 Prozent (2023: 1.705). 

Die nicht angepasste Geschwindigkeit bleibt weiterhin eine Hauptunfallursache für schwere und tödliche Verkehrsunfälle. Zwölf der 40 Verkehrstoten starben aufgrund eines derartigen Unfalls. 803 Personen wurden verletzt (2023: 825).

Als einfache Faustformel kann gesagt werden: Je höher die gefahrene Geschwindigkeit desto schwerwiegender die Verletzungen. Der vor ein paar Jahren neu eingeführte Straftatbestand des verbotenen Kraftfahrzeugrennens, der zwingend mit einer überhöhten Geschwindigkeit verbunden ist, stellt ein wirksames Mittel dar, um die extremen Raser von den Straßen zu verbannen. Bei solchen Delikten geht die Sicherstellung des Führerscheines und in einzelnen Fällen auch die Sicherstellung der Autos einher.

Mit dem Ziel die Geschwindigkeitsunfälle zu reduzieren orientiert sich die Auswahl der Örtlichkeit für eine Geschwindigkeitsmessung grundsätzlich an den Örtlichkeiten des Unfallgeschehens. Somit findet der überwiegende Teil der Messungen auf Landstraßen statt.

Unfälle unter dem Einfluss von Alkohol und Drogen

Die Zahl der Verkehrsunfälle unter Alkoholeinfluss sank im Jahr 2024 um rund 2,2 Prozent auf 409 (2023: 418). Dieser Trend bestätigt sich auch mit Blick auf die Verkehrstoten im Zusammenhang mit der Unfallursache Alkoholeinwirkung. Insgesamt drei Menschen starben bei sogenannten Alkoholunfällen (2023: 6). Dies entspricht einem deutlichen Rückgang um 50 Prozent.

Bei Alkoholunfällen erlitten 232 Menschen Verletzungen (2023: 241), dies entspricht einem Rückgang von 3,7 Prozent. 

Die Zahl der Verkehrsunfälle unter Einfluss von Betäubungsmitteln blieb mit 58 Unfällen nahezu gleich (2023: 57). Dabei erlitten 41 Menschen Verletzungen (2023: 26), eine Person kam dabei ums Leben (2023: 0)

Kinder im Straßenverkehr und Schulwegunfälle

Kinder waren bei 253 Unfällen im Jahr 2024 beteiligt (2023: 243). Dabei erlitten 260 Kinder Verletzungen (2023: 266). Leider kam 2024 ein Kind bei einem Verkehrsunfall als Mitfahrer im Auto ums Leben.

Der Bereich der Schulwegunfälle verzeichnet einen Rückgang: Nachdem ab dem Jahr 2020 eine konstante Steigerung der Schulwegunfälle zu verzeichnen war, sank die Anzahl im Jahr 2024 um rund 3,5 Prozent auf 56 (2023: 58). Glücklicherweise endete, wie auch in den letzten Jahren, kein Schulweg tödlich. Jedoch erlitten 62 Schüler - und damit neun weniger als im Vorjahr - Verletzungen (2023: 71).

39 Verkehrserzieher waren 2023/2024 in Oberfranken tätig. Beginnend mit dem Kindergarten unterstützen sie die Eltern, Erzieher und Lehrer beim altersgerechten Verkehrsunterricht und bilden Schülerlotsen aus, die dafür sorgen, dass das Risiko auf dem Schulweg bei einem Verkehrsunfall zu Schaden zu kommen so weit wie möglich minimiert wird.

Unfälle mit Fahranfängern (18 bis 24 Jährige)

Bei den jungen Erwachsenen in der Altersgruppe der 18- bis 24-Jährigen sanken die Unfallzahlen mit 2.210 Verkehrsunfällen leicht (2023: 2.534), wobei die Anzahl der Verkehrstoten mit drei tödlich verunglückten Fahranfängern (2022: 3) identisch blieb. Ebenfalls sank die Anzahl der von dieser Altersgruppe verursachten Unfälle auf 1.252 (2023: 1.435). 560 Personen aus der Gruppe der jungen Erwachsenen wurden bei einem Unfall verletzt (2023: 637).

Senioren (ab 65 Jahre)

Bei den Senioren registrierte die oberfränkische Polizei im Jahr 2024 mit 2.891 Verkehrsunfällen einen Anstieg um etwa 1,1 Prozent (2023: 2.859). Bei 1.904 dieser Verkehrsunfälle waren die Senioren Hauptunfallverursacher, was einen Anstieg um rund 1,6 Prozent im Vergleich zum Jahr 2023 bedeutet (2023: 1.875). 

Mit 618 Verletzten wurden etwa 5,8 Prozent mehr Senioren verletzt als im Vorjahr (2023: 584). Sinkende Zahlen wurden hingegen im Bereich der Verkehrstoten registriert: Im Jahr 2024 wurden bei Unfällen auf oberfränkischen Straßen zwölf Personen im Alter von über 65 Jahren getötet (2023: 15). Das entspricht einem Rückgang von 20 Prozent und einem Anteil von knapp einem Drittel aller Verkehrstoten.

Verkehrsunfälle mit Fußgängern

Einen Rückgang von etwa 10,5 Prozent auf 323 Verkehrsunfälle, an denen Fußgänger beteiligt waren, registrierte die oberfränkische Polizei im Jahr 2024 (2022: 361). Erfreulicherweise sank auch die Anzahl im Bereich der Verkehrstoten. Insgesamt vier Fußgänger erlagen ihren Verletzungen, das sind vier weniger als im Vorjahr. Somit handelt es sich bei 10 Prozent aller Verkehrstoten um Fußgänger. 277 Fußgänger wurden bei Verkehrsunfällen verletzt (2023: 322). Das macht einen Rückgang um rund 14 Prozent aus.

Fahrradunfälle (einschließlich Pedelecs)

Die Zahl der getöteten Fahrradfahrer stieg im Jahr 2024 auf 13 (2023: 2), was ein Plus von 550 Prozent bedeutet. Damit machen die Fahrradfahrer einen Großteil der Verkehrstoten im vergangenen Jahr aus. Die Anzahl der Verkehrsunfälle mit Beteiligung von Fahrradfahrern blieb im Vergleich zum Vorjahr mit 1.173 fast identisch (2023: 1.165). Während die Unfälle mit nicht motorisierten Fahrrädern abnahmen, nahmen im gleichen Maße die Unfälle mit Pedelecs zu.

Im Bereich der Verletzten bleiben die Zahlen nahezu gleich. 2024 erlitten insgesamt 1.061 Zweiradfahrer Verletzungen bei Verkehrsunfällen. Das sind rund 0,5 Prozent weniger als im Vorjahr (2023: 1.066). Für zehn Fahrrad- und drei Pedelecfahrer kam jede Hilfe zu spät. Sie starben an den Unfallfolgen. Zehn der 13 getöteten Radfahrenden waren im Alter zwischen 60 und 91 Jahren.

Motorisierte Zweiräder (alle Krafträder inkl. E-Bikes über 25 km/h sowie S-Pedelecs)

Die Zahl der Unfälle mit Beteiligung motorisierter Zweiräder stieg leicht an. 2024 ereigneten sich 675 Verkehrsunfälle, das sind 14 mehr als im Vorjahr (2023: 661). Hierunter fallen alle Unfälle mit der Beteiligung von Krafträdern inklusive E-Bikes und S-Pedelecs.

607 motorisierte Zweiradfahrende, und somit rund 1,5 Prozent mehr als im Vorjahr, erlitten bei den Unfällen auf oberfränkischen Straßen Verletzungen (2023: 598). Auch die Zahl der tödlichen Unfälle in diesem Bereich stieg an. 2024 starben zehn Fahrzeugführende und somit eine Person mehr als im Jahr zuvor (2023: 9).

In 400 Fällen wurden die Verkehrsunfälle durch die Fahrzeugführenden der motorisierten Zweiräder als Hauptverursacher herbeigeführt (2023: 367). In der Biker-Saison des Jahres 2024 war an knapp zwei Prozent aller Verkehrsunfälle ein Motorrad (über 50 ccm Hubraum) beteiligt.

Verkehrsunfälle im Bereich Schwerverkehr

Um rund 12,6 Prozent sank die Zahl der Verkehrsunfälle, an denen Lastwagen beteiligt waren. Während im Jahr 2023 oberfrankenweit noch 1.594 Unfälle im Schwerverkehr gezählt wurden, sank diese Zahl im Jahr 2024 auf 1.394. Dabei handelt es sich um den niedrigsten Wert der letzten zehn Jahre, wobei die Beteiligung von Lkw im Straßenverkehr deutlich zugenommen hat. Auch im Bereich der verletzten Lastwageninsassen ist ein Rückgang um 6,7 Prozent zu verzeichnen. Waren es im vergangenen Jahr noch 60 Verletzte, so registrierte die Polizei Oberfranken im Jahr 2024 56 Menschen.

Jedoch ist der tote Winkel bei Lastwagen und Bussen immer noch eine Gefahrenzone. Zwei Radfahrende und eine Fußgängerin wurden beim Abbiegen beziehungsweise beim Losfahren von Lastwagenfahrern übersehen und kamen dadurch zu Tode. Bei vielen Schwerverkehrsfahrzeugen sind die »angles morts«- Aufkleber angebracht, die in Frankreich verpflichtend sind und auf die Gefahr des toten Winkels hinweisen sollen. Seit Juli 2024 müssen in allen neu zugelassenen Lastwagen und Bussen über 3,5 Tonnen sogenannte Abbiegeassistenten eingebaut sein, die helfen sollen, solche Unfälle zu vermeiden.


Pressemeldung Bay. StMI | Bayerns Innenminister Joachim Herrmann stellt Verkehrsunfallstatistik 2024 vor