22. September 2017 – EV Paraguay

Am 22. September 2017 fanden Supermarktangestellte parallel in zehn bayerischen Supermärkten insgesamt knapp 200 Kilogramm Kokain – in unverdächtigen Bananenkisten versteckt. Die Beamten der Gemeinsamen Ermittlungsgruppe Rauschgift des Bayerischen Landeskriminalamtes und des Zollfahndungsamtes München (GER Südbayern) begannen gemeinsam mit der Staatsanwaltschaft Landshut, die Spur der Bananenkisten zu verfolgen. Sie führte nach Südamerika.
Dort hatten Drogendealer das Kokain in 1-Kilogramm-Paketen in Bananenkisten versteckt. Mit dem Obst hatten die Schiffe das Rauschgift dann von Ecuador zum Hamburger Hafen transportiert. Von Hamburg aus waren die Bananen per Lkw in Reifereien in ganz Deutschland gebracht worden, wo die Bananen bedampft werden, damit sie nachreifen. In diese Hallen brachen die bewaffneten Täter ein, um an „ihre“ Drogen zu gelangen. So drangen sie von Juli 2017 bis April 2018 immer wieder in die Reifehallen einer großen Importfirma ein: im Juli 2017 in Hessen, im Oktober im Saarland, im November in Nordrhein-Westfalen, im Februar 2018 in Hessen, Ende März in Bayern. Nach den Einbrüchen blieben nur die Bananen zurück – und die Kisten waren um viele Kilogramm leichter. Die Ermittler gingen anhand des fehlenden Gewichts davon aus, dass bei den Einbrüchen insgesamt rund 950 Kilogramm Kokain gestohlen worden waren.
Dem Weg des Kokains zu folgen, war nicht leicht. Monatlich importiert der Großlieferant mehrere hunderttausend Bananenkisten nach Deutschland. Bei dieser Menge ist es unmöglich, alle Kisten zu durchsuchen. Und doch waren die Ermittler seit September 2017 den Tatverdächtigen auf der Spur – nachdem der Einbruch in eine bayerische Reifehalle gescheitert und das Kokain mit den Bananen in bayerische Supermärkte gekommen war.
Durch akribische Ermittlungsarbeit und mit der Unterstützung des Bananenimporteurs gelang es so, insgesamt über 800 Kilogramm Kokain sicherzustellen, noch bevor die Tatverdächtigen an die Drogen kommen konnten. Chemische Untersuchungen des in ganz Deutschland sichergestellten Kokains zeigten einen sehr hohen Reinheitsgrad von rund 90 Prozent. Solches Kokain wird normalerweise mehrfach gestreckt, bevor es auf den Markt kommt. Allein zehn Kilogramm des aufgefundenen, nahezu reinen Kokains hatten so im Endeffekt einen Straßenverkaufswert, der in die Millionen geht.
Aber die Ermittler stellten nicht nur den Stoff sicher, sie beobachten auch die Tätergruppe, um sie auf frischer Tat mit dem Kokain zu stellen. Und das gelang ihnen am 25. April 2018. Kurz nach Mitternacht schlugen die Einbrecher erneut zu. Eine Hamburger Reifehalle war diesmal das Ziel. Die Männer verschafften sich das Kokain und fuhren mit ihren Autos Richtung Holland. Das war der Moment, in dem die Spezialeinheiten zugreifen und die überraschten Tatverdächtigen mit etwa 180 Kilogramm Kokain festnehmen konnten. Zeitgleich durchsuchten ebenfalls Spezialeinheiten Wohnungen in Hamburg und Hannover.
Das stolze Ergebnis allein dieses Tages: neun festgenommene Tatverdächtige. Auch zwei Revolver mit Munition und mehr als 30.000 Euro Bargeld stellten die Ermittler sicher. Drei weitere Beschuldigte konnten am 3. Mai 2018 festgenommen werden. Alles in allem ging es bei den Ermittlungen nun um annähernd 1,8 Tonnen Kokain, das für bis zu 400 Millionen Euro hätte verkauft werden sollen und so aus dem Verkehr gezogen werden konnte.