01.09.2021, Bayerisches Landeskriminalamt

3. Mai 1998 - Kronzeuge gegen die italienische Mafia

Fahndungsfoto Basile

Fahndungsfoto Basile

"Mafia-Killer gesteht über 30 Morde" – So lautete eine der Schlagzeilen im Februar 1999 in der Süddeutschen Zeitung.

Dieser Meldung ging ein langes und intensives Ermittlungsverfahren voraus, das am 3. Mai 1998 am Kemptener Bahnhof begann. Dort wurde der damals 38-jährige Giorgio Basile, genannt „Das Engelsgesicht“, festgenommen. Er wurde von der Duisburger Polizei gesucht, weil er verdächtig war, in Westfalen einen Mord begangen zu haben.

Bei monatelangen Vernehmungen durch Spezialisten der Dienststelle für Organisierte Kriminalität im Bayerischen Landeskriminalamt gestand Basile nach und nach eine schier unglaubliche Liste an Straftaten in seinem Heimatland, in den Niederlanden und in Deutschland.

Der Profikiller gab zu, sich im Auftrag der Mafia-Organisation ‘Ndrangheta an 30 Morden an verfeindeten Mafia-Mitgliedern beteiligt zu haben. Unter seinen Opfern waren auch der Lebensgefährte seiner Mutter und ein Komplize im Drogenhandel.

Basile war als Sohn einer kalabrischen Gastarbeiterfamilie 1961 nach Mülheim an der Ruhr gekommen. Nach einer kurzen Rückkehr nach Kalabrien hatte er 1976 in Deutschland die Schule beendet, ohne lesen und schreiben zu können, und eine Lehre in einer Drahtseilerei begonnen. In diese Zeit fiel der Anfang seiner kriminellen Karriere, zu der auch die Befreiung eines Mafiabosses aus der Justizvollzugsanstalt Wuppertal gehörte. 1985 wurde Basile wegen Beteiligung an einem Mord zu 9 ½ Jahren Freiheitsstrafe verurteilt. Nach seiner Abschiebung wurde er Drogenhändler und Auftragsmörder des Carelli-Clans der kalabrischen ‚Ndrangheta.

Er lebte jahrelang als nach außen hin unbescholtener Bürger in Mülheim an der Ruhr als Schlosser, Pächter einer Pizzeria und Inhaber einer Trinkhalle, bevor er wieder wegen Raubmords, Betrugs und Geldfälschung verhaftet wurde. Auch diesmal wurde Basilie noch vor Ende seiner Haftstrafe nach Italien abgeschoben, kehrte dann aber heimlich nach Deutschland zurück, bis er schließlich in Kempten festgenommen wurde.

Neben seinen Aussagen zu kriminellen Aktivitäten in Deutschland arbeitete "Das Engelsgesicht" auch umfangreich mit italienischen Behörden zusammen. Aus diesem Grunde kam es zu zahlreichen Ermittlungsverfahren und der Aufnahme von Giorgio Basile in das Kronzeugenprogramm des italienischen Staates.

Für seine Taten in Italien musste Basile nur sechs Monate Freiheitsstrafe in einem Hochsicherheitsgefängnis verbüßen. Mittlerweile lebt er als sog. Pentito im Zeugenschutzprogramm an einem geheimen Ort.

Basiles Aussagen gewährten den Ermittlungsbehörden einen seltenen Einblick in die Strukturen des organisierten Verbrechens in Europa und durchbrachen "das Gesetz des Schweigens".